Einladung zum Thema Soziale Isolation

Dagmar Hirche und die Versilberer-Gruppe im Digitalen Lernzentrum bei facebook am Potsdamer Platz, Berlin; (c) Foto by Stefan Maria Rother

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„Insbesondere bei Älteren über 80 Jahren besteht ein deutlich höheres Risiko einer sozialen Isolation, wenn multiple Problemlagen dazu kommen, die Einsamkeit und soziale Isolation begünstigen oder auslösen können. Dazu gehören zum Beispiel Schicksalsschläge, Erkrankungen, abnehmende körperliche Mobilität, mangelnde Mobilitätsangebote, zunehmende Altersarmut oder Migrationshintergrund. Betroffene brauchen daher Unterstützung, um aus ihrer Vereinsamung und aus sozialer Isolation herauszufinden. Einsamkeit zu verhindern, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

 Internetredaktion des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Foto: Dr. Babette Peters, Beratung und Konzeption für Kultur- und Sozialprojekte

„Wieso findet nutzerorientierte Gestaltung von Produkten, Dienstleistungen, Kommunikation und Gemeinschaft nicht längst selbstverständlich gerade dort Anwendung, wo sie dringend benötigt wird? Als wäre das Problem gemeinsam mit dem Corona-Virus plötzlich und unerwartet vom Himmel gefallen, ging für ältere Menschen gesundheitlicher Schutz mit dem gänzlichen Verlust ihrer bereits begrenzten sozialen Teilhabe einher. Intergenerationelle ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe oder „Hoffnungsbriefe“ an Altenheim-Bewohner*innen können nur situativ hilfreich sein. Zur nachhaltigen Verhinderung zunehmender sozialer Isolation älterer Menschen bedarf es grundsätzlicher und struktureller Veränderungen durch professionelle Gestaltungskonzepte.“

Dr. Babette Peters, Beratung und Konzeption für Kultur- und Sozialprojekte
Foto: Michael Wipp, WippCARE

Nicht Corona, sondern vielfach überbordende administrative Anforderungen aus Landes- und bundesbezogenen Vorgaben rauben den Mitarbeitern in den Pflegeeinrichtungen die Zeit für die dringend erforderliche Kommunikation im Alltag neben den pflegerischen Tätigkeiten. In vielen Fällen hatten die Mitarbeiter während der letzten Monate sogar mehr Zeit für die Kommunikation mit den Bewohnern, weil manche administrative Auflagen zurückgestellt worden waren. Das ist wieder vorbei. Es bedarf dringend der Einführung des neuen Personalbemessungssystems nach § 113 c SGB XI, um eine rein defizitorientierte Pflege zu überwinden und den wichtigen Aspekt der Alltagsbegleitung verstärkt in den Mittelpunkt zu stellen.    

Michael Wipp
Foto: Simone Plechinger, Fortbildung im interdisziplinären Dialog – Beratung, Begleitung, Entwicklung interdisziplinärer Teams in der Pflege; (c) Joerg Plechinger

Das aktuelle Stresslevel, das wir jetzt gerade in der Zeiten der Coronapandemie erleben, also die Stressbelastung des Alltags plus Corona heute ist wie wenn unsere Vorfahren vor 10.000 Jahren über Wochen und Monate hinweg von einem Säbelzahntiger verfolgt worden wären und ihnen keine Verschnaufpause geblieben wäre, kein Moment, um sich in Sicherheit zu fühlen. Was wir in den heutigen Säbelzahntigerzeiten brauchen, ist die Entwicklung von dynamischen Widerstandskräften gegenüber dieser chronischen, anhaltenden Belastung. Wir brauchen Fähigkeiten, präventiv, auf diese Stressbelastungen zu reagieren, also Fähigkeiten, die uns helfen, vorausschauend auf Stresssituationen blicken zu können und zu wählen, was uns stärkt. Viele Pflegekräfte erzählen mir in meinen Beratungen, dass sie in diesen Tagen mehr Nähe erleben, mehr Haltung zeigen können, leichter umsetzen, was sie sich in ihren Weiterbildungs-Seminaren erarbeitet haben, z.B. Alle menschlichen Beziehungen und deren „fine-tuning“ entwickeln sich über unser Ausdrucksinstrument Stimme. Unsere Stimme hat „Überlebensfunktion“. Alles in unserem biologischen Körper reagiert, verbunden mit dem zentralen Nervensystem, auf die musikalischen Elemente unserer Stimme. Stresshormone können durch Ausschüttung von Glücksgefühlen natürlich reguliert werden über die Art, wie ich etwas sage. Stimme kommt von Stimmung. Unsere Stimme bietet Unterstützung für die Entwicklung von Vertrauen, Sicherheit, Schutz fürs Überleben – eine Ressource gegen soziale Isolation auf allen Seiten und allen Ebenen.

Simone Plechinger
Foto: Steffen Preuß; (c) icho systems

Die Auswirkungen des Corona-Lockdowns in der professionellen Pflege zeigen sehr deutlich, wie fragil soziale Isolation für Pflegebedürftige Menschen in der stationären Pflege ist.

Angehörige oder auch Ehrenamtliche konnten keine Einrichtung betreten und die Bewohner zeigten sich häufig verunsichert, ungeduldig oder verängstigt, was zu besonderen Stresssituationen und auch herausforderndem Verhalten führte.

Wir sind es gewohnt über das Handy zu kommunizieren und können uns auch über längere Zeiten hinweg weder isoliert noch einsam fühlen, wenn es zu einer räumlichen Distanz oder Abschottung kommt.

Bei Pflegebedürftigen ist dies in den meisten Fällen anders, Nähe und der persönliche Kontakt sind sehr wichtig. Es zeigt sich, dass der ganze Bereich der sozialen Betreuung kein Luxusgut ist, sondern einen essentiellen Teil in der Pflege darstellt und maßgeblich zum Wohlbefinden der Bewohner beiträgt und sich auf die gesamte Atmosphäre einer Einrichtung auswirkt.

Steffen Preuß
Foto: Martin Fössleitner,
Geschäftsführer www.hi-pe.at , Wien, Mitglied des Vorstands bei designaustria

Als Wiener: Was es braucht, ist ein gutes Café, unangemeldet, unaufgeregt, wenn gewünscht einzeln, durch Regelmäßigkeit eine Wandlung zum Stammgast. Bedingt ein Achten auf sich selbst, minimale geistige Betätigung, Kreuzworträtsel, Notizen schreiben, Buch lesen oder die aufliegende Tageszeitung. Kennenlernen von anderen, Austausch zum Alltag und auch zur Weltpolitik, als „Kaffeehausdoktor“. Wichtig die Logistik, am besten zu Fuß. Alleine oder mit Begleitung. Das kleine Glück in der Welt zu sein und sich die Sachertorte zu gönnen. Peter Altenberg  sagte: Nicht zu Hause und trotzdem nicht an der frischen Luft.

Martin Fössleitner
Foto: Robert Jan Wyszka, Kundenerlebnis- und Strategie-Designer; (c) Nikita Sarejko

»Das der Mensch mit seinen unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten im Mittelpunkt der Produkt- und Serviceentwicklung stehen soll, hört sich zunächst logisch und einfach an.

             Doch diese Fokussierung wird oft vergessen und es entstehen Lösungen, die unnötig verkompliziert werden, oder besondere Fähigkeiten des*der Nutzers*in abverlangen.

             Fähigkeiten sollten kein Privileg sein, sondern jedem*er, seiner*ihrer individuellen Situation entsprechend, einen Zugang ermöglichen.

             Diese Fähigkeiten sollten keine Wunder sein, auf die man wartet – diese Fähigkeiten entstehen durch menschenzentriertes Design.«

Robert Jan Wyszka

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